Freitag, 21. November 2008

Das Geld verfuehrt die Welt

Seit nunmehr ueber 4 Wochen sind wir nun schon in Hastings. Haben uns in unserer neuen WG gut eingelebt, auch wenn sie nicht mehr lang bestehen wird. Schade schade… Aber eigentlich wollt ich ja was ueber unsere Arbeit erzaehlen.

Als wir hier her nach Neuseeland kamen, waren wir eigentlich voller Hoffnung nur freundliche aufgeschlossene Kiwis zu treffen, das wir viel Landschaft sehen, viel erleben und uns viel mit Einheimischen unterhalten koennen.

Soweit so gut. Als wir hier in Hastings ankamen, sah es erst nicht nach Erfuellung unserer bisherigen Hoffnung aus, aber die neue Arbeit auf der Plantage war viel versprechend und die Leute waren der Hammer. Wie Susi schon im letzten Eintrag geschrieben hat: eine Party, wo alle Schichtleiter mit dabei sind und gemuetlich mit dir dein Bier trinken, Spass mit einem haben und super nett und offenherzlich sind, kannten wir von Deutschland nicht. Dass der Chef einen zu sich nach Hause zum duschen enlaedt, weil man selbst noch keine Moeglichkeit hat, war uns neu.

Aber man kann sich auch in Menschen taeuschen. Nachdem alles so schoen begonnen hat auf Arbeit, brechen nach und nach alle Beziehungsgerueste in kleine Kartenhaeuser zusammen. Erst der Stress mit Babu, unserm Inderfreund, den wir mittlerweile auch gern Mister Knister nennen. Dann Stress mit dem Geld. Plantagenarbeit ist auf Contract, bedeutet fuer jeden ausgeduennten Baum bekommt man einen festgelegten Preis – je nachdem wie viel man schafft bekommt man dann Gehalt. Jedoch ist der Arbeitsgeber dazu verpflichtet einem den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn von 12 $ zu zahlen, sollte man nich drueber kommen. Aber es soll auf Seasonarbeiter geben, die immer mehr als 20 $ / h machen. Naja…

Das alles ist schoen und gut, und Johannes und ich sind so ziemlich die schnellsten in unserm Team und haben es 2 Tage auch schon mal auf 20 $/h geschafft. Wäre da nur nicht ein kleines Problem namens Abraham. Abraham ist unser oberster Chef auf der Plantage, steht also ueber dem Supervisor und ist ein absolutes Tuerkenschwein. (wobei der keine rassistische Bemerkung gewesen sein sollte, sondern woertlich zu nehmen ist: er ist gebuertiger Tuerke und er ist vom Charakter ein riesen grosses Schwein.)

Denn Abraham legt die Preise fuer die Baeume fest. Und da kann es schon mal vorkommen, dass ein Baum, an dem man – wenn man jegliches qualitatives Arbeiten weglaesst – etwa 2 Minuten plueckt, nur 25 Cent gibt. Leider ist das auch nicht mehr zur Seltenheit geworden. Und so passiert es auch manchmal, dass die alten Seasonarbeiter ne halbe Stunde in einer Reihe probieren und dann heim gehen, weil sie sagen, dass man damit eh kein Geld verdienen kann. Was fuer uns bedeutet, dass wir erst recht nichts verdienen koennen. Bloss das wir nicht einfach heim gehen duerfen.

Aber zum Glueck bekommt man ja das restliche Geld was einem zu 12 $ Stundenlohn fehlt dazu gezahlt, weil sie ja gesetzlich dazu verpflichtet sind. Waere da nicht wieder der schlaue Geschaeftsmann Abraham, der sich kurzer Hand einen Trick ausdenkt. Jeder der am Ende der Woche um mehr als 50 $ aufgestuft werden muss, damit er auf seinen Mindestlohn kommt, der wird ganz einfach gefeuert. Und schon hat er ein Problem weniger.

Dieses Ziel moegen wir Jungs vielleicht schaffen, wenn wir uns sehr anstrengen (wohl bemerkt, wir sind so ziemlich die schnellsten im Team. D.h. wenn wirs nich schaffen, schaffens alle andern noch weniger); aber fuer die Maedels ist das manchmal ein schier unerreichbares Ziel. Vorallem wenn man ueberlegt, dass Neuseeland anscheinend keinen Arbeitsschutz kennt. So wird sowohl in der prallen Mittagssonne, sowie im Regen als auch frueh direkt nachdem die Baueme mit Pestiziden, Insekten- und Bakteriengift eingesprueht wurden, gearbeitet.

Abraham rechtfertigte sich nur mit den Worten, dass sei voellig gerecht so, da er ja noch nie so ein schlechtes Team hatte wir uns (wohl bemerkt waren wir auf der Party noch das Beste, was er je hatte). Auch Maui unser Verbuendeter hat sich mittlerweile anscheinend auf die Dunkle Seite der Macht geschlagen und wird immer mehr zum Arschloch. Nur noch PJ unser Supervisor ist uns treu geblieben und steht uns immer unterstuerzend zur Seite.

Also musste eine Loesung her. Wir sind nicht nach Neuseeland zu kommen, um beim Geldverdienen abends Kopfschmerzen zu haben, weil es zwischenmenschlich einfach ein Grauen auf Arbeit ist und du dir nicht mal sicher sein kannst, ob du auch das Geld bekommst, fuer das du gearbeitet hast.

Und wie es der „Zufall“ so will, stosse ich am Mittwoch bei uns im Garten hinzu, wie unser Vermieter Terry mit seinem Sohn Rugby-baelle hin und her wirft. Also geselle ich mich dazu und komme mit Terry ins Gespraech. Er fragt mit, wies bei uns auf Arbeit laeuft und ich erfahre, dass er auch so etwas wie ein Supervisor-Manager ist, allerdings bei einer andern Plantage in Hastings. Auf einmal faellt der Name Abraham. Bei Terry verziehen sich jegliche Gesichtszuege. Anscheinend hat er schon von ihm gehoert. Und so erfahre ich, dass Terry frueher auch bei Crasborn gearbeitet hat und Abraham sein Chef war. Auch damals war Ab schon so schlimm. Und so hat sich Terry eines Tages vor ihm aufgebaeumt und meinte zu Ab, dass er ein kleines widerliches Arschloch waere und er im liebend gern mal eine in die Fresse hauen wuerde. Darauf hin wurde er gefeuert. Nun ist er in der gleichen Stellung wie Ab.

Langer Rede kurzer Sinn: So wie es aussieht, kuendigen wir am Montag bei Crasborn und fangen ab Donnerstag bei Terrys Plantage an. Wohl bemerkt, der groessten zusammenhaengenden Plantage in Hawkes Bay.

Hoffen wir einfach mal, dass dort alles besser wird und wir endlich mal fair, bzw. ueberhaupt bezahlt werden. Aber wir sind froher Hoffnung. Ausserdem ist grad Wochenende und wunderschoene geschaetzte 45 Grad draussen. Also ab ans Meer und wenn abends wieder kuehler wird mit Peter und Terence auf den Golfplatz. JUHU!!!

p.s.: uns geht’s gut, auch wenn wir uns nicht melden :)

Freitag, 14. November 2008

Nackte Tatsachen

Nach dem die CIA schon eine sehr aufregende Suchaktion nach uns gestartet hat, haben wir uns entschieden, unser Versteck zu verlassen und uns freiwillig zu stellen…

Aber erst einmal von vorne. Wir sind gerade in Hasting, also, schon seit 2 Wochen. Nach dem wir ein paar Tage rumgetroedelt und Tilo und Alex wieder getroffen haben, hatten wir so gar mal wieder die Ehre, einen Job zu finden. Somit arbeiten wir jetzt seit 2 Wochen auf einer Orchard, wo wir die Baeume ausduennen. Ist eine sehr stupide Arbeit, aber es gibt Geld und man trifft viele nette Leute. Auf einem Parkplatz in Hasings haben wir auch Franka und Johannes kennen gelernt und haben die auch gleich mit zur Arbeit geschleppt genauso wie Tilo uns Alex. Dort haben wir auch Peter und Jonathan kennen gelernt. Da wir am ersten Tag die einzigen Deutschen auf der Orchard waren (was sich mittlerweile geändert hat und es ca 90 % Deutsche sind), haben wir viel Kontakt mit Neuseeländern gehabt und kamen so auch an einen Kontakt zum Wohnen. Wir Acht – Tilo, Alex, Peter, Jonathan, Franka, Johannes, Micha und Ich – wohnen jetzt seit 2 Wochen ziemlich guenstig in einem Haus ca 5 km von Hastings entfernt. Es ist schon toll, wieder mal eine Küche zum Kochen zu haben, eine Waschmaschine und sogar ein riesen Bad und Fernseher. So zu sagen unsere erste gemeinsame WG.

Am 5. November haben die hier einen Anschlag auf das englische Parlament gefeiert ( so in Unabhaengigkeits Ding). Das ist so das neuseelaendische Silvester. Somit haben wir uns an den Strand nach Napier begeben und haben den hunderten von Menschen beim Böllern und Lagerfeuer machen zugeschaut.

Auch waren wir jetzt endlich mal auf unserer ersten Hausparty. Die war im Haus von unserem Supervisor PJ. Neben Tonnenfeuer zeigte uns ein betrunkener Maori den Haka. Das ist ein Typischer Maori Tanz. Kann man schlecht beschreiben, aber es war so lustig, dass es einen Arbeitskollege von dem Gestell des Trampolins gehauen hat, vor Lachen. Generell sind hier die Verhaeltnisse zwischen Chef uns Arbeiter sehr freundschaftlich und lustig. Meistens. Ich hatte auch schon eine tolle Begegnung mit unserem indischen Supervisor. Naja. Da gabs ein Missverstaendniss, was eigentlich ganz klein war. Da er sich aber nicht getraut hat, mich darauf an zu sprechen, aus Angst, dass mein Ehemann ihn verprügelt, hat er nur mit Micha geredet, der aber nicht so genau wusste, worum es geht. Hat sich dadurch ziemlich aufgepuscht und nun hatten wir eine Unterredung, die sehr anstrengend wurde. Mittlerweile ist alles geklärt, aber die Kulturunterschiede sind schon krass.

Auch hatten wir Probleme mit der Bezahlung, dass wir nicht das bekommen, fuer das wir gearbeitet haben, aber das muesste sich heute nach langem hin und her geklaert haben und ich hoffe, dass wir morgen unser restliches Geld aufm Konto haben.

Aber im Ganzen ist das Leben hier schoen und ich mag unsere WG und unsere Haustiere, die wir anscheinend dazu gemietet haben. Neben dem Hund und der Katze, welche fruehs schon vor der Tuer stehen und den genauen Weg in die Kueche kennen, haben wir uns vor einer Woche eine Spinne gefangen und halten sie in einem improvisierten Aquarium mit kleine Burg und Gruenzeug. Die Fliege, die Jonathan extra gefangen hat verschmaeht sie und wir haben die Vermutung, dass sie wohl nicht mehr lange durch halten wird. Aber wir haben sie Babu getauft (wie unseren indischen Freund).

Auch hatten wir mit Terry, unserem Vermieter, die tolle Erfahrung eines typisch maorischen Essens gemacht. Den Laemmern werden hier im Fruehjahr die Schwaenze abgeschnitten, damit sie keine Kacke und somit Krankheiten daran sammeln. Dann werden sie auf die Glut von Lagerfeuer gelegt und solang da liegen gelassen, bis sie durch die ganze verbrannte Wolle schwarz sind. Dann kann man diese schwarze Kruste abziehen oder abpuhlen und das Teil dann abknappern. Ekelhaft, aber ich war die Erste, die sich getraut hat. Nie wieder!

Auch so ist das Nachbar Leben mit unseren Vermietern sehr angenehm. Sie sind freundlich und manchmal kann man sie an Sonntagen beobachten, wie sie im Garten mit nem Luftgewehr auf Dosen schießen.

Gerade ist Micha dabei, in unser Auto einzubrechen, weil der Schluessel drinnen liegt und das Auto zu ist. Maenner! So, 30 Minuten spaeter: er hat es geschafft und ist jetzt ganz stolz auf sein erstes selbst aufgebrochenes Auto.

Am Sonntag waren wir mit Peter und Jonny Golfen- ist gar nicht so einfach wie es aussieht und ich hab mich ganz schoen doof angestellt.

Gestern haben Franka und ich uns im Brot backen versucht. Der Teig wollte aber nicht wirklichen aufgehen und somit schmeckt es mir jedenfalls nicht- aber der Alex- naja, hab ich es ihr halt geschenkt. Aber heut Abend hab ich es noch einmal versucht und es ist ein wunderschoenes Krustenbrot raus gekommen- blos leider schmeckt das Mehl nicht so gut- aber das aendern wir auch noch. War ein wichtiger Moment fuer uns, da alles Brot hier nur Toast ist und die von richtigen Brot noch nix gehoert haben.

So, das war wieder einmal ein Report vom Arsch der Welt, wo jetzt langsam Sommer wird und der Micha und die Susi braun werden. Im Auto ist es zwar immer noch sehr kalt in der Nacht, aber wir koennten nackt rumrennen und die Leute wuerden denken, dass wir weiße Kleidung tragen, solche Abdrücke haben wir.

Lasst es euch gut gehen und versucht nicht, in Deutschland nackt rum zu rennen…





Lagerfeuer am Strand



Johannes



Maenner bei der Arbeit



Mittagspause von Jonny, Franka und Johannes



Frauen bei der Arbeit



Markttag im Nachbardorf



Jonny (Jonathan)



Kitty Cat mit uns beim Grillen im Garten



Susi beim Brot backen



Peter beim Golfen



unsere kleine Spider Bambu



ein Weingut, was man auch in unseren Reisefuehrer bestaunen kann


naja, und so was bekommt man dann hier auch noch aus Geldautomaten...